Das können Präsentatoren von Thora Schubert lernen (Science Slammerin)

Giulia Enders wurde nach Ihrem Science Slam „Darm mit Charme“ zur berühmten Bestsellerautorin. Vielleicht hat eine andere Studentin bald ebenso viel Erfolg. Die Geowissenschaftlerin Thora Schubert gewann 2018 die zweite Runde des IdeenExpo Science Slam in Kassel. Ihre Präsentation trägt den etwas sperrigen Titel "Warum es sinnvoll ist, auf Geowissenschaftler zu hören".

 

Wir Präsentatoren können von Thora vor allem drei Dinge lernen. Ihr Start ist technikbedingt etwas holprig. Dranbleiben lohnt sich.:

 

  1. The Show must go on.Ganz offensichtlich funktioniert das Headset nicht. Daher hat man Thora das Handmikro gegeben. Das irritiert sie anfangs sehr. Sie lässt sich davon fast aus dem Konzept bringen. Aber nur fast. Indem sie ihr Problem mit der Technik offen anspricht hilft es ihr, damit umzugehen. Das kann in die Hose gehen, wenn es wie eine Entschuldigung, eine Ausrede rüberkommt. Ist aber bei Thora nicht der Fall. Sie macht einfach weiter. Das ist auch das Einzige, was uns beim Präsentieren übrigbleibt. Dem Publikum ist es schließlich egal, warum etwas nicht funktioniert. Die Menschen sind da und erwarten eine professionelle „Show“.
    Bei Thora sehen wir sehr schön, wie wenig uns Präsentationsprogramme beim Auftreten von Problemen helfen. Sie hat vor Nervosität zu weit geklickt und ist kurzzeitig verwirrt, an welcher Stelle der Folien sie gerade ist. Dieses Zurück- und Vor-Klicken lässt den Präsentator immer unprofessionell aussehen.
    Was können wir also tun, um ein Weitermachen bei welchen Problemen auch immer für uns zu erleichtern? Drei Dinge. 1) Klar strukturierende Elemente einsetzen. Bei Thora zum Beispiel eine schöne Zweierstruktur (Geowissenschaftler – Geograph) und die zahlreichen Dreierstrukturen (siehe den nächsten Punkt). 2) Interaktion mit dem Publikum. Thora nutzt sehr viele Humorelemente, die das Publikum zum Lachen bringen. 3) So wenig Technik wie möglich einsetzen.
  2. Die Struktur 3. Selten habe ich in einer deutschen Präsentation so viele Dreierstrukturen gesehen. Die Amerikaner haben diese Struktur in der Muttermilch. Wir verwenden praktisch immer nur die langweilige Logikstruktur. Alles baut stringent aufeinander auf.
    Thora nutzt die 3 mit drei Beispielen, wo Geowissenschaftler Probleme vorab adressiert hätten oder sogar haben. Alle aus Italien, wo man klischeehaft von solchen Fehlern ausgeht.
    Gleich darauf setzt sie noch drei aktuelle Beispiele aus Deutschland drauf. Das haut dem Klischeedenker den Hammer auf den Kopf. Sehr schön.
    Sie schließt damit ab, was wir von ihrem Vortrag mitnehmen sollen. Wieder drei Dinge.
    Eine Dreierstruktur hilft Präsentatorin und Publikum dabei, den Inhalt gut verständlich zu machen. Wie schon das Sprichwort sagt: Aller guten Dinge sind drei.
  3. Breche Regeln. Ok. Bei einem Science Slam muss man natürlich provozieren. Das gehört quasi dazu. Sowieso gilt das für alle, die Giulia Enders mit ihrem famosen „Giulia, wie geht kacken?“ im Kopf haben.
    Dennoch schafft es Thora, auch im Science Slam Regeln zu brechen. Ohne primitiv zu werden.
    Sie zeigt Gesteinsnamen, bei denen das Kopfkino sofort anspringt. Das wirft sie dem Publikum so hin. Und legt dann noch einen drauf mit noch wilderen Namen.
    Ihre Bilder sind gewagt mehrdeutig. Wölbungen von Granitplatten, die auch wie menschliche Intimteile aussehen.
    Thora verwendet etliche Tabuwörter in einer unschuldigen Art und Weise. Zum Beispiel den „heißen Hintern“. Sie darf das als Frau locker. Zumal sie gleich auf mögliche sexistische Anspielungen hinweist.
    Das Brechen von Regeln sorgt für Aufmerksamkeit. Es reizt das Publikum. Dadurch können wir unsere Botschaften besser verankern. Ein Meister des Regelbruches auf hohem und professionellem Niveau ist für mich der Managementguru Tom Peters.

Wenn Sie lernen möchten so zu präsentieren, dann rufen Sie mich an. Schreiben Sie mir. Ich zeige Ihnen, wie Sie eine klare Botschaft formen, Ihr Publikum inspirieren und eine Präsentation halten, die Menschen zum Handeln bewegt.

 

jsw@jensstarkewuschko.de

 

 

 

Hinweis: Thora Schubert ist keine Kundin von mir.

 

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